Der 10. Mai (1957)
#archivschaetze

Die Bemerkung des Filmhistorikers, Hervé Dumont, dass die Schweizer Filmlandschaft der 60er-Jahre wohl anders ausgesehen hätte, wenn Franz Schnyders Weltkriegsdrama „Der 10. Mai“ beim Publikum nicht abgeblitzt wäre, meint unter anderem: Es gibt auch in den 50er-Jahren durchaus Schweizer Spielfilme, welche die Kriegszeit von 1939 bis 1945 kritisch beleuchtet haben; gerade vor dem Hintergrund der ideologischen Spannungen um 1957 war es umso schwieriger, sich mit der eigenen jüngeren Vergangenheit öffentlich auseinanderzusetzen; so frei, wie es scheinen mag, war die Schweizer Kulturlandschaft wohl doch nicht. Schnyder wollte mit seiner eigens für diese Produktion gegründeten Neuen Film AG den 10. Mai 1940 Revue passieren lassen, den Tag des Einmarsch der deutschen Truppen in die Benelux-Staaten. Die Unsicherheit und Panik, die dieses Ereignisses auch in der Schweiz hervorriefen, wäre Stoff genug für einen Film. Schnyder erzählt die Schreckensstunden, die der deutsche Flüchtling Kramer bis Morgen des 11. Mai in der Schweiz durchlebt. Er erzählt in diesem personell und technisch sehr aufwändigen Filmaber auch die Geschichte von Scheinheiligkeit, Taktiererei und Skrupellosigkeit, die das menschliche Klima prägten.